Projekt-Story Teil 3

 

 

August 2016

 

 

Neuer PICU-Chef

 

Nachdem Dr. Manjula Hewageegana am 11.7.2016 sein neues Amt als Leiter der kardiologischen Intensivabteilung im LRH, Colombo, angetreten hatte, ist der neue PICU Chef ernannt: Es ist

Dr. Pradeep Gamage, Facharzt für Kinderintensivmedizin; wir hatten ihn im Newsletter Oktober 2015 ausführlich vorgestellt. Damit ist nur noch ein Facharzt an Bord - Dr. Pradeep wird es in der nächsten Zeit, bis ein neuer Fachkollege hinzukommt, nicht leicht haben, den in der PICU erreichten Standard zu erhalten. Wir wünschen ihm dafür viel Erfolg, und haben ihm weiterhin unsere Hilfe zugesagt.

 

Umgang mit dem Regelwerk der Job-Rotation

 

Um das Fähigkeiten- und Fertigkeiten-Niveau im ganzen Lande zu heben, erließ das Ministry of Health schon vor Jahren eine Verordnung, dass Ärzte und Schwestern nach spätestens drei Jahren versetzt werden. In Verhandlungen mit dem Ministry hatten wir erreicht, dass für den Neuaufbau des Wissens und der Fertigkeiten rund um Kinderintensivmedizin für das Personal der PICU ein Siebenjahres-Zeitraum gestattet ist. Wir sind längst darüber! Trotzdem trifft es uns, wenn der in der MHH, in Galle durch das MHH-Team und in zahllosen Skype-Sitzungen über sieben Jahre ausgebildete Dr. Udara Sampath nun auf Anweisung des Gesundheitsministeriums PICU verlassen und in ein fremdes Krankenhaus wechseln muss. Ein Bedingungsrahmen, mit dem zu rechnen war – was ihn aber nicht angenehmer macht...In diesem Falle hat man uns zu verstehen gegeben, dass man überlege einen Weg zu finden, dass Dr. Sampath schon früher zurückkommt.

 

 

Was wird in der PICU primär behandelt

 

Insgesamt gibt es pro Jahr ca. 350 Einweisungen, die sich in folgender Rangreihe zeigen lassen:

  • Nachsorge nach schwierigen Operationen (z.B. pädiatrische Herzoperationen durch ein Team britischer Spezialisten, das in regelmäßigen Abständen im THK arbeitet)
  • Kinder mit Infektionen der Lunge 
  • Kinder  mit Krampfanfällen
  • Kinder mit Hirnentzündung (Enzephalitis) 
  • Kinder mit Herzerkrankungen

Dies variiert über das Jahr. Oft kommt es landesweit zu Dengue-Fieber Epidemien. Und PICU wird immer wieder mit schwersten Folgen von Autounfällen konfrontiert.

Um für die landesweite Basisversorgung deutlich zu machen, dass es PICU gibt, was PICU leisten kann und für welche Erkrankungen, führt das PICU-Team regelmäßig Informationsveranstaltungen durch, für dezentral tätige Ärzte, dörfliche Ambulatorien und Sanitätsstationen, sowie die vielen Base Hospitals, die es in jeder Kreisstadt gibt.

 

 

Ein Beispiel für die

 
systematische Verbesserung der Qualität
 

Hier geht es um die Verbesserung von CLABSI … ups, schon mal gehört? Wenn zentrale Zugänge bei einem Kind gelegt werden müssen (Central Line), kommt es, wenn das behandelnde Team nicht extrem sorgfältig vorgeht, zu Blutvergiftungen - CLABSI’s  (= Associated Blood Stream Infections). Das PICU Team richtete, wie wir es nennen würden, einen Qualitätszirkel ein, um die sehr hohen ungünstigen CLABSI-Werte in der PICU, von 27 CLABSI Fällen pro 1.000 Tagen mit gelegten Zentralzugängen (westliche Industriestaaten verzeichnen 1 CLABSI Fall je 1.000 Zentralzugangstagen) und damit eine der wichtigsten Ursachen für Sterbefälle, zu senken.  Als Ursachenbündel fand man - nicht zureichende Technik beim Anlegen des Zugangs, nicht ausreichende Beobachtung und Pflege des Zugangs, unnötig lange Dauer des angelegten Zugangs, fehlendes Wissen, CLABSI Richtlinien nicht vorhanden, generelle Verhaltensmängel des Personals, ganz besonders Sorglosigkeit bei der Handhygiene. Wie es sich gehört entstand ein Aktionsplan, mit konkreten Maßnahmen und Verantwortlichkeiten, und innerhalb von 6 Monaten wurde die CLABSI-Rate auf 7 Fälle pro 1.000 Zugangstagen gesenkt. Der nächste Qualitätszirkel wartet schon, um noch weitere Verbesserungen zu erzielen.

Dies Beispiel erfreute das MHH Team ganz besonders: Wieder ein Schritt weg von Fremdhilfe hin zur Selbsthilfe. 

 

 

PICU’s Erfolgsstatistik –


wenigstens ein paar Daten dazu

 

  • Aufnahmen pro Jahr: 350
  • Nutzungsrate der Intensivbetten: > 85%; oder anders -  monatlich 4 Belegungen pro Bett
  • Bettenleerstand zwischen Entlassung und Neubelegung:  < 1 Tag
  • Altersverteilung behandelter Kinder: Von 1 Monat bis zu 12 Jahren, Schwerpunkt 5 – 6 Jahre
  • Beatmungsinterventionen bei 54% aller eingelieferten Kinder zwischen 1 Tag und 37 Tagen
  • Aufenthaltsdauer: durchschnittlich 7 Tage, längster Aufenthalt 46 Tage
  • Sterberate: < 10%

 

Gerade in Bezug auf die Senkung der Sterberate werden die schon in früheren Newslettern beschriebenen sog. Morbidity & Mortality Conferences (systematische Analyse von einzelnen Fällen im Expertenkreis) systematisch und vor allem regelmäßig durchgeführt. Und wie hatten wir das gerade gesagt? Wieder ein Schritt weg von Fremdhilfe hin zur Selbsthilfe.

 

 

Personeller Ausbau – leider, leider nicht wie wir

 

es uns wünschten

 

Wir berichteten im letzten Newsletter, dass es sich hierbei um unsere wichtigste Baustelle handele: Durch die fehlende Zuweisung weiterer Schwestern sei es nicht möglich, die mit Ihrer Hilfe eingerichtete, sog. Intermediate Care Unit oder auch High Dependency Unit im Obergeschoss, gedacht für alle die Patienten, die noch eng überwacht werden müssen, voll zu nutzen, was natürlich die Kapazitätserweiterung für Neuaufnahmen blockiert und Wartelisten reduziert. Leider hat sich an der Situation nichts geändert. Zwar werden pro Jahr ca. 2.000 Schwestern ausgebildet, aber mehr als die Hälfte verschwindet über attraktive Angebote ins Ausland. Schwesternmangel – schon einmal gehört? Vom PICU Team aus Galle hören wir, dass es dabei bliebe – abgestimmt mit der THK Leitung und fest eingeplant - im März 2017 werde nunmehr eine größere Gruppe von Schwestern der PICU zugewiesen. Hoffen wir sehr darauf, dass es dazu kommt. Und dass wir beim Ministry of Health nachdrücklich bohren – davon dürfen Sie ausgehen.

 

 

November 2016

 

 

 

 

Das politische Umfeld beeinflusst PICU nachhaltig

 

 

Die nach dem Ende des Bürgerkrieges vom Präsidenten eingeleitete Befriedung macht Fortschritte. Es werden erkennbare Anstrengungen unternommen, die Situation der vom Krieg besonders stark betroffenen Nord- und Ostprovinzen zu verbessern. Vor allem um Befriedung geht es, primär  um für die Menschen in den Kriegsgebieten spürbare Verbesserungen. Immerhin wurden bereits 20.000 Häuser neu gebaut und übergeben. Und das Ministerium für Angelegenheiten der Hindus hat mit dem Bau eines Modelldorfs namens Nilenakkapuram, übersetzt Versöhnungsdorf, mit 100 Wohneinheiten begonnen, errichtet von der Armee (!), das dann 100 landlosen Familien übergeben werden soll.-

Die „Verfassunggebende Versammlung“ des Parlaments hat die Arbeit soweit voran gebracht, dass der Text der neuen Verfassung in naher Zukunft dem Volk als Referendum vorgelegt werden kann. Kern ist ein subsidiäres System der politischen Entscheidungsbildung bis hinunter zu den Provinz- und Stadträten.-

 

Aber es fehlt an internationaler Unterstützung; vor allem aus der EU, sodass es viel zu langsam vorangeht. Die EU ist enttäuscht, weil Sirisena sein Versprechen, die Menschenrechtverletzungen bei der Niederschlagung des Bürgerkriegs rechtstaatlich aufzuarbeiten, vor allem kurzfristig, aus innenpolitischen Gründen nicht einhalten kann. Und so hat die EU die eingeräumten, präferierten Handels- und Wirtschaftsbeziehungen gestrichen.  Sri Lanka liegt, mehr noch als Singapur und Hongkong, im Zentrum der sich entwickelnden Globalisierungsströme (sog. „maritime Seidenstraße“), was man über Schiffs- und Flugverkehr hinaus auch für Finanzen so sieht. Darum ist China eingesprungen – mit riesigen Krediten und Planungs- und Realisierungshilfe, natürlich gegen Bezahlung. Um was es geht? Man höre und staune: Neben dem Hafen und Flughafen im Süden ist das ambitionierteste Projekt, unter dem Stichwort „Megapolis Colombo“, der Ausbau der Hauptstadt zu einem südost-asiatischen Wirtschafts- und Finanzzentrum, einer Agglomeration mit mehr als 20 Mio. Menschen. Am östlichen Rande Colombos soll kurzfristig eine neue Technologiestadt entstehen, im Hafendistrikt das Finanzzentrum. Planungen zum Ausbau der Infrastruktur – schnelle Züge, Autobahnen, Internet – sind in Arbeit.

Die Folgen? Zinsen und Tilgung kosten den Staat bereits heute ein Drittel seiner Einnahmen! Kein Wunder, dass die von Sirisena geplanten Erhöhungen des staatlichen Gesundheitsbudgets von 1,8% des BIP auf 3%, nicht stattfinden. An allen Ecken muss gespart werden; was massive Einflüsse auf PICU hat.

Und welche Rolle spielt Deutschland. Zunächst muss es sich an die Politik der EU halten. Aber die GIZ hat den Auftrag, weitere duale Berufsbildungszentren aufzubauen, sozusagen Ableger des seit 50 Jahren im Lande hochangesehenen technischen Trainingsinstituts, GermanTech. In Kilinochchi arbeitet eines bereits äußerst erfolgreich, und weitere fünf sollen folgen. Dies wird helfen, der Bereitstellung nötiger Fachleute eine Schlüsselstellung  zu sichern.

Nach Ausfall vieler Destinationen rückt Sri Lanka auch als touristisches Ziel für deutsche Urlauber nach vorn. Als buddhistisches Kernland, mit bemerkenswerten touristischen Attraktionen, mit besten Hotels, traumhaften Stränden rund um die Insel, Wassertemperaturen von 27° zu jeder Jahreszeit und ohne Bürgerkrieg, sicher ein Reise wert…. Und Tourismus als einer der wichtigen Devisenbringer (ganz vorn Textilexporte und Tee)  boomt mit 16% Wachstum gegenüber 2015 und erwarteten 25 Mio. Besuchern. An der Spitze Inder, dann weit dahinter Chinesen; aus Europa primär Briten, da Sri Lanka als ehemalige Kolonie hoch geschätzt wird.-  

 

Neuigkeiten zur Strategie der Kinderintensivmedizin in Sri Lanka

 

Präsident Sirisena wollte, damals noch als Gesundheitsminister, dass PICU ein Leuchtturm der Kinderintensivmedizin in Sri Lanka wird. Wie nahe sind wir dieser Vision gekommen?

 

Erinnern wir uns an den Weg bis heute: 2006 – …“helft uns bitte indem Ihr die Kinderintensivmedizin hier einführt, damit nicht wieder so viele Kinder sterben müssen wie beim Tsunami“…

 

Schulung der Ärzte und Schwestern, in der MHH und vor Ort, schrittweise Einrichtung einer State-of-the-Art Einheit, PICU bis heute.

 

PICU wird Aus- und Weiterbildungszentrum für Kinderärzte in Fragen der pädiatrischen Intensivmedizin. PICU ist als Reanimations-Zentrum für Weiterbildung benannt, und Studierende lernen dort während ihrer Famulatur-Phase.

 

Schwierige Fälle werden sogar aus dem ersten Kinderkrankenhaus des Landes, dem Lady-Ridgeway-Hospital Colombo, nach Galle verlegt, obwohl das LRH selbst über Intensivbetten verfügt.

 

2014: Per Flugzeug werden erstmals schwersterkrankte Patienten aus entfernten Landesteilen geholt.

 

 Es gelingt, zwei ausgebildete sri-lankische Fachärzte für Kinderintensivmedizin aus dem Ausland zurückzuholen, was das Qualitätsniveau in der PICU noch einmal signifikant verbessert hat. Durchaus „Leading Edge“, auch international, ist das inzwischen durch sie eingeführte systematische und regelmäßige  Analysieren und Auswerten schwerster Fälle, auch von Todesfällen, in sog. Morbidity & Mortalitiy-Conferences, Teilnehmer sind  Ärzte  und Schwestern.

 

Immer wieder werden Vertreter des Gesundheitsministeriums, oft begleitet vom deutschen Botschafter, nach Galle geholt, um sich höchst selbst ein Bild von der Qualität der PICU zu machen.

 

Presse und Fernsehen werden zu Berichten veranlasst.

 

Die PICU Experten halten Vorträge und Seminare im ganzen Land und machen die überdurchschnittlichen Möglichkeiten einer pädiatrischen Intensivmedizin für die Rettung schwerst erkrankter Kinder am Beispiel der Erfolgsstatistik der PICU sichtbar.

 

Wie immer man das sehen mag: In jedem Falle haben die PICU-Ergebnisse den politischen Entscheidungsträgern belegt, dass  viele aussichtlos erkrankte Kinder gerettet werden könnten, wenn man die professionelle Kinderintensivmedizin in Sri Lanka massiv ausbaute.  

Und es ist die Vision, dass das geschehen soll!

 

Die Burning Platform ist klar: Statistisch gesehen benötigen jedes Jahr etwa 10.000 Kinder intensivmedizinische Hilfe. Kinderkardiologe Dr. Duminda Samarasinghe vom LRH rechnet vor, dass jährlich landesweit allein 2.000 Herzoperationen  plus 1.000 andere professionelle Herz-Interven-tionen nötig wären. Dafür Möglichkeiten zu entwickeln sei das Ziel. Ein Zielzeitraum von 20 Jahren sei wahrscheinlich angemessen.

 

Die ersten strategischen Überlegungen werden deutlich: Die  Kernkompetenzen für die pädiatrische Intensivmedizin (Paediatric Intensive Care PIC) insgesamt müsse wohl  zunächst eher zentral entwickelt und vorgehalten werden, ist zu lesen. Das träfe zunächst und ganz sicher noch für viele Jahre auf die gesamte Kinderintensivmedizin zu. Ganz besonders aber auch für die angeführte  Kinderherz-Chirurgie plus der sich anschließenden Intensivbehandlung. Erst danach könne dezentralisiert werden. Dabei - das kann unser MHH Team aus gemachter Erfahrungen über zehn Jahre sagen - ist der kritische Faktor die Kompetenzentwicklung des eingesetzten Personals, Helfer eingeschlossen! Wobei Kompetenz nicht allein das spezifisch faktische Wissen und Können meint, sondern mindestens gleichgewichtig auch das kulturspezifische Verhalten.

 

Die  Planungen für die ersten strategischen Realisierungsmaßnahmen haben begonnen:

 

  1. It’s all about People! Der überaus erfolgreiche und engagierte leitende Intensivmediziner der PICU-Galle wurde ins Lady-Ridgeway-Hospital (LRH) abberufen (wir berichteten darüber), wo er den Aufbau der Kinderintensivmedizin nun an vorderster Front im renommiertesten Krankenhaus des Landes in der Hauptstadt Colombo verantworten soll. Die Ergebnisse der PICU-Galle auf Basis des großen Engagements der Mitarbeiter, der optimalen Ausstattung und legten diesen Schritt nahe.

 

  1. Auf dem Gelände des Lady-Ridgeway-Hospitals soll ein zehnstöckiges PIC-Center errichtet werden (Grundstein gelegt am 6.10.2017) Das zehnstöckige Gebäude - Vier Stockwerke sind für die Kardiologie vorgesehen, drei für die Intensivstation mit 36 Intensiv- und Nachsorgebetten, zwei für die Neonatal (Frühchen) und eines für ein Trainingszentrum. Ferner sind vier Operationssäle geplant und ein Katheter-Labor.

 

Dies bedeutet letztendlich, dass auf dieser Basis erste Schritte zur Umsetzung der beschriebenen Vision, ein PIC-Center aufzubauen, erfolgt bzw. in Planungsind.

 

 3.  In allen fünf Teaching Hospitals des Landes sollen PICU’s, vergleichbar unserer in Galle, entstehen- schrittweise.

 

   

Was bedeutet das für die weitere Entwicklung der von uns unterstützten PICU in Galle?

 

Strategisch ist dezentrale Intensivmedizin unabdingbar. Die PICU in Galle ist auf dem besten Wege, die erste funktionierende Einheit einer dieser dezentralisierten PIC im Lande zu werden. Sie sollte Pate stehen für ähnliche Einheiten, in jedem Falle in den Universitäts-Lehrkrankenhäusern, den Teaching Hospitals, in Peradeniya nahe Kandy, Jaffna  ganz im Norden, Anuradhapura in der Mitte und Kurunegala im Nordwesten.

Das wird ein langer, langer Weg…denn selbst im von uns eng betreuten PICU im Karapitiya Teaching Hospital mangelt es an allen Enden. Von angemessenem Raumangebot, Ersatz  für die von uns aufgebaute moderne medizinische Technik, Medikamente, Instandhaltung, Hygienemittel, bis hin zum alles überragenden Fehlen einer ausreichenden Anzahl  von Schwestern und Fachärzten für Kinder-intensivmedizin.

Immerhin: Die PICU Leitung hat auf Anforderung den Investitionsbedarf  für die weitere Entwicklung nun der Administration eingereicht; was zweifellos bedeutet – es werden Schritt für Schritt lokale Mittel eingesetzt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ein schönes Beispiel: Die neuen Newport Beatmungsgeräte wurden aus dem Hospital-Budget gekauft.

 

 

Ganz sicher können wir,  unser Förderverein und die MHH, nicht dauerhaft Personalentwicklung für die PICU in Galle übernehmen. Aber im Rahmen des Patenschaftsabkommens zwischen den PICU’s der MHH und dem THK werden wir weiterhin mit Rat und Tat versuchen sicherzustellen, dass das Aufgebaute und Erreichte erhalten wird.   

 

 

Januar 2017

 

 

Das MHH Team, OA Dr. Thomas Jack und Fachschwester Hannah Tönsfeuerborn, diesmal verstärkt durch eine junge Famula, reiste zum wiederholten Mal nach Galle. Es gab zwei übergeordnete Ziele: Fortsetzung der pflegerischen und ärztlichen Ausbildung und Erstellen eines Audits hinsichtlich des Entwicklungsstandes der PICU als neuerliche Ausgangsbasis für zukünftige Unterstützung.

Ausbildung im pflegerischen Bereich – natürlich wieder Hygiene-Management; aber nicht weniger die Themen rund um effektive Ordnung, Zubereitung der Medikamente, Lagerhaltung, Bestellung und Kommunikation wie sie in der modernen Intensivmedizin nun einmal erforderlich sind. Und wiederum Grundlagenarbeit um die Defizite infolge der staatlich verordneten Job-Rotationregel, die auch für die Schwestern gilt, auszugleichen.

Ausbildung im medizinischen Bereich: Primärer Fokus - die vertiefende Vermittlung aller Kenntnisse und Fertigkeiten rund um das neue Ultraschallgerät und Umgang von Erkrankungen mit multiresistenten Keimen.

Das Audit sollte Aufschluss darüber bringen, inwiefern die eigenen Ausbildungs- und Beratungsleistungen erfolgreich waren, die zur Verfügung gestellten Ressourcen genutzt werden, wie es um die Prozesse in der PICU bestellt ist, die Betriebsabläufe und den räumlichen und baulichen Zustand. Und ganz wichtig – ob sich der gesamte Bedingungsrahmen positiv unterstützend entwickelt hat.

Da der neue PICU Chef, Dr. Pradeep, nach einem schweren Unfall komplett ausfiel, musste Dr. Jack seine Rolle so gut es eben ging mit übernehmen. Was ihn zwang, den größten Teil mittels bedside teaching zu vermitteln. Aber es gab auch formale Unterrichte zu Notfallversorgung, eFAST Scan und Basis-Echo-Kardiographie für die neuen Ärzte; übrigens stets auch von externen Ärzten besucht. Pflegerische Teachings gab es zu Wund- und Dekubitus-Versorgung, sowie intensivpflegerischen Basics zu Ablaufoptimierung und Umgang mit intravenösen Medikamenten. 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Dr. Jack im Bedside Teaching

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Dr. Jack: Bedside Teaching zur Dialyse

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Dr. Jack: 

Bedside Teaching Ultrasound

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Dr. Jack: 

Bedside Teaching Ultrasound

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Training der Echokardiografie Vitium

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Thomas als PICU Chef bei der Visite

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Training:  

Dr.Sulari legt einen Shaldonkatheter

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Thomas als PICU Chef - Sonogerät im Einsatz: Patient mit komplexem Vitium

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Teamwork Training: Stets Learning by doing

 

 

Zusammenfassung der Ergebnisse des Mini-Audits

 

Das Projekt hat sich – auch selbstgesteuert durch das lokale Team – positiv entwickelt. Wie immer wieder berichtet reicht der Ruf der PICU weit über die Stadtgrenzen hinaus, und auch während des Aufenthaltes des Teams gab es mehrfach Anfragen weit entfernter Krankenhäuser zur Aufnahme kritisch erkrankter Kinder, die meist nicht erfüllt werden konnten. Aus zwei Gründen: Die Betten der PICU waren voll belegt und die langen Transportwege. Zudem sind die Transportmöglichkeiten unterentwickelt – im Vergleich zu Deutschland sollte man eher sagen, nicht vorhanden. Hier hat Dr. Pradeep übrigens einen Wandlungsschwerpunkt gesetzt.

Der kritische Erfolgsfaktor ist – wie seit langem bekannt – Personal: Ein zweiter Facharzt für pädiatrische Intensivmedizin fehlt, die für die PICU natürlich auch positiven Effekte des Job-Rotations, es kommen neue Ärzte an Bord, lassen auf sich warten. Zurzeit ist die Besetzung grenzwertig: 5 Ärzte tragen die Last von 7 Betten plus Isolationsbetten plus Weiterbildung – und das rund um die Uhr.  Pflegepersonal ist vorhanden; nicht aber in Anzahl und Qualifikation ausreichend, um die High Dependency Unit im Obergeschoss nachhaltig so einzubauen, dass Intensivbetten auch tatsächlich für Intensivpatienten genutzt werden können. Vom kommenden Monat an, sollen hier Zuweisungen erfolgen.

Während sich der Behandlungsraum in exzellentem Zustand befindet, gilt dies nicht für die Nebenräume, wie Aufenthaltsräume, Flure, Lagerraum, deren Decken. Auch die Einrichtungen sind mit „grenzwertig“ noch vorsichtig ausgedrückt. Die Aufenthaltsräume müssen endlich angemessen möbliert werden, ebenso der Schulungsraum im Obergeschoss, es gibt diverse Verschleißerscheinungen innerhalb des Gebäudes, nach 10 Jahren Betrieb. Wir sind in den Tropen… Das Schimmel-Management muss unbedingt verbessert werden. Regale, Schränke, verschließbare, zeigten sich nach wie vor als Provisorien. Unser Team räumte hier nachhaltig auf, ging auf Einkaufstour und beschaffte neue Einrichtungen – und vor allem – systematisierte die damit im Zusammenhang stehenden Abläufe. All dies im Grund genommen wenig überraschend, fokussierten wir uns doch bisher vorrangig auf PIC, Qualifizierung und Medizintechnik.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Neue Regale, vom MHH Team direkt vor Ort gekauft und eingerichtet: Für Infusionen, Dokumente, Bücher,…

Hinsichtlich der Geräteausstattung zeigte sich ein erfreuliches Bild; vor allem auch deshalb, dass nunmehr Ministerium und Krankenhausadministration für „ihre“ PICU sorgen, indem sie investieren. Es besteht die Möglichkeit zur Peritonealdialyse, zur Hämodialyse mit Plasmaphorese. Perfusoren und Infusomaten sind in ausreichender Anzahl vorhanden (und auch betriebsbereit!), Beatmungsgeräte, mit denen Patienten aller Altersstufen beatmet werden können, gibt es für alle Betten, … das Team schreibt: „…weitere große Schritte hin zu einer Intensivversorgungsqualität, die sich unseren Standards weiter annähert…“

Wenn wir oben vom kritischen Erfolgsfaktor Personal sprachen, so muss dessen teilweise noch nicht befriedigendes Kompetenzniveau noch einmal besonders unterstrichen werden. Weniger (aber auch!) im intensivmedizinischen Segment! Vielmehr im kulturspezifischen: Präzision, Einhaltung von Prozessen, Ordnung, Vorausdenken, Speed, individuelles Verantwortungsbewusstsein auch außerhalb des eigenen Verantwortungsrahmens, Teamwork.

Und alles überlagernd – Finanzmittel fehlen. Besonders für die kleinen, aber wichtigen Dinge. Wie eben für die Einrichtung, ständige Verfügbarkeit der Schlüsselmedikamente und der Desinfektionsmittel, Management der Schimmelbeseitigung durch Handwerker, Einrichtung eines eigenen Internet-Anschlusses und dgl. mehr.

Besonders erfreulich - das Team stellte fest, dass die Krankenhaus-administration inzwischen PICU bei der Finanzmittelvergabe auf die vorderen Rangplätze gesetzt hat. Dennoch bleibt dies kritisch: Die vom neuen Präsidenten angekündigten Erhöhungen der Mittel für Gesundheitsversorgung musste er einkassieren. Verständlich, wenn der Staat  40% seines Budgets für die Verzinsung und Tilgung von Krediten ausgeben muss, die er für die Beseitigung von  Bürgerkriegsfolgen und Entwicklungsinvestitionen am internationalen Markt, vor allem in China, aufnehmen musste.  

Das MHH-Team kam mit einem ganzen Paket erforderlicher Verbesserungsnotwendigkeiten zurück. Diese sind  in eine Projektliste eingeflossen, die derzeit zwischen den beiden Partnern abgestimmt wird und für die nächste Zeit das Realisierungsmanagement beherrschen wird.

PICU braucht uns weiterhin – das Partner-Team der MHH und uns, den Förderverein.  

 

 

Neuigkeiten aus dem PICU Alltag

 

 

PICU’s jüngster Meilenstein einer intensivmedizinischen Intervention

 

Da wird eines Tages die kleine neunjährige Swewanndi bewusstlos in das nächstgelegene Krankenhaus, das für die Basisversorgung der Bevölkerung zuständig ist, eingeliefert. Ein großer Stein war ihr auf den Kopf gefallen. Nachdem man sie stabilisiert hatte, wurde sie in die Notaufnahme des Karapitiya Teaching Hospitals gebracht und von dort aus in die PICU verlegt.  Das PICU Team hatte eine solche schwere Schädelverletzung zuvor noch nie behandelt. Lesen Sie, was unser MHH-Team zu diesem besonderen Ereignis schreibt…

 

Mit den von uns beschafften und finanzierten Monitoren für die Intensiv-überwachung kann man verschiedenste Werte wie den Blutdruck, die Herz- und Atemfrequenz oder den zentralen Venendruck kontinuierlich dar-stellen, um die Patienten optimal zu betreuen. Das gilt auch für die Darstellung des Drucks im Schädel. Bislang wurden solche Katheter aber durch die THK Chirurgen noch nicht angelegt, sodass diese wichtige Funktion noch gar nicht genutzt werden konnte. Diese Technik kann insbesondere für in Sri Lanka äußerst häufige vorkommen-de schwerer Kopf-verletzungen (Verkehrsunfälle!), sogenannte Schädel-Hirn Traumata, überlebenswichtige Informationen liefern und damit das Leben des Kindes möglicherweise retten. Wenn beispielsweise durch eine zweite, spätere Blutung der Raum für das Gehirn eng wird oder mit der Zeit das verletzte Gehirngewebe stark anschwillt, wird es besonders gefährlich. Merkt man solche Veränderungen nicht sofort, kann man darauf nicht reagieren und es kommt zu unumkehrbaren Hirnschädigungen, die auch zum Tod führen können. Nun wurde genau dieses Verfahren bei  erstmals auf der PICU bei dem tief bewusstlosen Kind ein solches Monitoring erfolgreich angewendet. Der Katheter, der durch die Neurochirurgen platziert wurde, wurde in der PICU an die Monitore angeschlossen und die Patientin konnte optimal über die schwierige und gefährliche Phase hinweg betreut werden. Nach Beendigung des künstlichen Komas wachte es prompt auf und konnte schon recht bald die Intensivstation in gutem Zustand wieder verlassen. Heute ist die kleine Swewanndi entlassen und mittlerweile gesund und glücklich zurück im Kreise ihrer Familie. Eine gelungene Anwendung einer weiteren technischen Innovation für das PICU Team vor Ort, mit dem ein weiterer Schritt hin zur optimalen Versorgung schwerkranker Kinder vollzogen werde konnte... 

 

Kompetenzen entwickeln   It’s all about people!

 

 

 

 

 

 

Zwei weitere Beispiele, was das PICU Team alles beherrscht: Patient mit Aeroneb-Bronchioloitis und ein anderer mit mit Plasmapherese. Beide konnten gut versorgt nach Hause geschickt werden.

 

Wie sehr hat sich diese Weisheit auch bei PICU wieder bestätigt. Und zu Recht hat das MHH Team von Beginn ganz besonders auf die Qualifizierung aller PICU Mitarbeiter geachtet.

Nun muss die PICU in 2015/2016, innerhalb von eineinhalb Jahren, gleich drei Spitzenkräfte verkraften: Dr. Upeksha  Liyanage wechselte am 31.1.2015 im THK  in eine andere, ebenfalls wichtige strategische Aufgabe. Dr. Manjula Hewageegana, seit 1.2.2015 ihr Nachfolger, verließ PICU nach nur eineinhalb Jahren per 11.7.2016 und Dr. Udara Sampath per 31.8.2016 wurde ebenfalls auf Job-Rotation-Tour geschickt.

Die präzise geplante PICU-Entwicklung kollidierte mit dem sri-lankischen  Job-Rotation- System,  das darauf gerichtet ist, vorhandenes Wissen im ganzen Lande zu verteilen. Gegen die Macht der Bürokratie halfen auch beste Beziehungen zu den Top-Entscheidern nicht. Dass wir frustriert und „sauer“ waren, ist sicher gut zu verstehen.

Was tun? Die Unterstützung einstellen? Keine wirkliche Option, da es mit Sicherheit zu einer Beschädigung des Erreichten führen würde, was wir nicht zulassen wollten. Aber wir mussten akzeptieren, dass,  nachdem wir den srilankischen Partnern nun in den Driver Seat geholfen hatten, sich der Bedingungsrahmen wieder nachteilig verändert hatte. Aber gleichzeitig sollte es ja mit dem Roll-out übers ganze Land vorangehen. 

Nun warteten alle sehnsüchtig auf die Zuweisung neuer kompetenter Kollegen.

 

Neuer PICU- Chef

 

Pragmatische nächste Schritte: Nachdem Dr. Manjula Hewageegana am 11.7.2016 sein neues Amt als Leiter der kardiologischen Intensivabteilung im LRH, Colombo, angetreten hatte, wurde Dr. Pradeep Gamage, Facharzt für Kinderintensivmedizin neuer PICU Chef: Wir hatten ihn im Newsletter Oktober 2015 ausführlich vorgestellt.  Nun alleiniger Facharzt der PICU - eine beträchtliche Herausforderung. 

 

Wie auch immer – durch die Nähe zu den Entscheidern war es bereits gelungen, mit dem Ministry of Health ein großzügigeres Job-Rotation-Verfahren, speziell für PICU, auszuhandeln: Ärzte ohne Facharztausbildung und Senior-Schwestern dürfen sieben Jahre bleiben; Ärzte und Schwestern über 50 Jahre müssen bis zum Erreichen der Altersgrenze nicht mehr rotieren; alle anderen werden nach spätestens drei Jahren versetzt.  

 

Deutsche Botschaft unterstützt uns weiterhin nachhaltig

 

Jörn Rohde folgt als neuer Botschafter dem für PICU’s Entwicklung sehr enga-gierten Dr. Jürgen Morhard. Anlässlich der Überreichung seines Beglaubigungs-schreibens sagte er dem Staatspräsidenten Maithripala Sirisena  deutsche Hilfe bei der Bekämpfung der in Sri Lanka weitverbreiteten Nierenerkrankung zu. Fortschritte macht auch das Mikroprojekt-Management der deutschen Botschaft, durch das Investitionsmittel direkt an Nutzer auf lokaler Ebene vergeben werden, verbunden mit der Bereitstellung von Fahrrädern für notleidende Familien im Bezirk Jaffna, im Norden.- Ein Überblick über deutsche Entwicklungshilfe findet sich unter http://helpinghands-deutschland.de/

 

Impressum: PICU Förderverein, Geschäftsführung: Prof. Wolf Dieter Gogoll: Tel. +49.5131.53538
Hartmuth Schulz: Tel. +49.511.5179571; E-Mail: 
w.d.g@t-online.de bzw. hartmuth.schulz@t-online.de

 

 

 

 

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