PICU Förderverein

 

PICU Newsletter November 2019

 

Kinderleben retten! Eine Initiative zum Aufbau der pädiatrischen Intensivmedizin in Sri Lanka



PICU im zweiten Halbjahr 2019

 

Zur Gesundheitssituation im Lande...

 

Am 16.. November wurde ein neuer Staatspräsident gewählt: Sieger wurde mit 52%  Gotabaya Rajapaksa, jüngerer Bruder und Verteidigungsminister unter Mahinda Rajapaksa. Die Mehrzahl der Wähler sehnte sich mehrheitlich nach Sicherheit. Gotabaya wird dabei am ehesten zugetraut, den hinduistischen und muslimischen Terror der letzten Monate beenden zu können. Er hatte ja seinerzeit den 27 Jahre währenden Bürgerkrieg mit den Tamilen beendet, und zwar konsequent und mit großer Härte. Beobachter sagen – jetzt werde neuerlich eine autokratische Herrschaft beginnen.

 

Es ist davon auszugehen, dass es eine neue Regierung geben wird, möglicherweise mit dem älteren Bruder Mahinda Rajapaksa als MP, der lt. neuer Verfassung als Präsident nicht wieder antreten darf. Was dann aus dem Gesundheitsministerium wird, werden wir nach dem 9.1.2020 erfahren; so lange bleibt die alte Regierung im Amt.

 

Der unserem PICU Projekt als ehemaliger Gesundheitsminister so wohlgesonnene Maithripala Sirisena stellte sich nicht zur Wiederwahl. Er vertrat einen demokratischen Weg westlicher Art.

 

Im Daily Mirror vom 9.11.2019 konnte man als Teil der Wahlkampfauseinandersetzungen, aber immerhin nach journalistischem Fakten-Check lesen, dass das Staatsbudget  für die kostenlose Gesundheitsversorgung der Bürger zwischen 2010 und 2019 von  ca.285 Mio. Euro p.a. auf über 1 Mrd. Euro gestiegen ist. Mit anderen Worten: 10% des Staatsbudgets werden für Gesundheitsdienste ausgegeben. „Das können wir uns nicht mehr leisten“, heißt es sinngemäß.

 

Zunächst profitierte die PICU auf dem Wege zur kompletten Selbständigkeit von den Steigerungen des Gesundheitsbudgets.  Immerhin wurden und werden inzwischen quasi die meisten Betriebsausgaben der PICU und die Ersatzinvestitionen übernommen; der Gesundheitsminister persönlich hatte die Komplettausstattung mit moderner Medizintechnologie und ausreichendem Personal entschieden. Nun wird klar, warum das zusätzliche Personal wieder abgezogen wurde…Es muss an allen Enden gespart werden, denn die Gesamtlast aus den zu bedienenden chinesischen Krediten, für den Ausbau der neuen Seidenstraße, ist für den Staat erdrückend. Und da wird das Gesundheitsbudget sicher nicht verschont.

 

Was wir schon lange vermissten – es gab keine Rettungsfahrzeuge und kein Ambulanzensystem. Befreundete Staaten spendeten nun – Deutschland war mit 100 Fahrzeugen dabei - und beschafft wurde ein japanischer Fahrzeugtyp. Ziel ist, dass jeder Bürger, nach Wahl der einheitlichen Notrufnummer,  innerhalb von 10 Minuten erreicht werden kann.

 

In diesem Jahr fielen beide Monsune besonders heftig aus. Wir erinnern die Fernsehbilder. Zwar wurde unsere PICU nicht wieder überschwemmt; vor ein paar Jahren hatte der über den German Expert Service entsandte Karl-Heinz Roß eine dauerhafte Schutzlösung gefunden, aber 99% Luftfeuchtigkeit, Regen-Sturzfluten über Wochen und das alles bei mehr als 30°, ließen Schimmelbeläge wuchern. Früher waren wir dann bei der Renovierung eingeschaltet – das liegt nun komplett in lokalen Händen.

 

Tropisches Klima dieser Art…kein Wunder, dass da auch die Dengue-Fieber-Epidemien heftig ausfielen. Immer wieder wurden schwersterkrankte Kinder mit Septischem Schock Syndrom eingeliefert. Oft viel zu spät. Bis auf ein Kindl konnten alle in der PICU aufgenommenen kleinen Patienten gerettet werden. Ähnliches gilt für das professionelle Management schwerer Lungenerkrankungen; das beherrscht das PICU Team in Galle ähnlich gut wie die Peers in Hannover.

 

 

Ein paar Highlights zu dem, was erreicht wurde…

 

Aufnahmen pro Tag: Ein Patient. Von den in den letzten 3 Monaten 89 stationär behandelten Patienten verstarben  leider neun Patienten. In den anschließenden Mortality & Morbidity Conferences  fand man, dass alle definitiv zu spät eingeliefert wurden . Mit anderen Worten: Hier tut sich ein weiteres wichtiges Trainingsfeld auf – nämlich Weiterbildung der lokalen Ärzte.

 

Wir messen den Projekterfolg der PICU stets auch an international vergleichbaren Ergebnissen: Zum Beispiel daran, wieviel kleine Patienten in der PICU, von der dritthäufigsten Todesursache von Kindern, dem „Septischen Schock“, gerettet werden. Septischer Schock? - Dem geht in den meisten aller Fälle eine sogenannte Sepsis, d.h. eine Blutvergiftung voraus, was unbehandelt zum Organversagen führt.  Nach WHO-Daten werden in Entwicklungs- und Schwellenländern nur 10% der erkrankten Kinder gerettet, in den westlichen Ländern sind es meist mehr als 90%. Unsere PICU hat sich im Laufe der Jahre zu den Ergebnissen der Industrieländer vorgearbeitet. Und wenn wir nun aus Galle hören, dass, bis auf einen Patienten (der zu spät eingeliefert wurde), alle anderen in diesem Jahr aufgenommenen Patienten mit Septischem Schock gerettet werden konnten, dann zeigt das, dass die Kinderintensivmedizin in Sri Lanka auf dem richtigen Weg ist.

 

Facharzt Dr. Deshapriya schrieb uns über zwei Fälle, die das PICU-Team stolz machten:

 

I am starting with two very good stories.

First one (left) was a dengue patient came in very bad condition with multi organ failure, but we saved her  life and yesterday we remove her from breathing machine. Now she is fine and ready to go to ward.

 

Second patient also came in with very bad condition with heart failure, unrecordable blood pressure, and without palpable pulse. With hard work during past few days we saved her also and removed from breathing machine. Anaemia was the cause for heart failure, and she is now under investigation for anaemia.

 

Leider gab es bei der diesjährigen Dengue-Fieber-Epidemie nicht nur Erfolgsmeldungen: Ein Patient verstarb. Wobei in diesem Fall verschiedene Ursachen vorgelegen haben könnten, die nicht durch normale medizinische Interventionen aufzufangen gewesen wären, stets an erster Stelle zu finden: Viel zu späte Einweisung durch die lokalen Ärzte, Vorliegen einer genetischen Prädisposition. Dies übrigens seit mehreren Jahren Forschungsgebiet der MHH bei Patienten, die mit septischem Schock behandelt werden mussten. Dabei fand man unter anderem, dass bei einer überraschend hohen Zahl von Patienten seltene Erkrankungen, die etwa vor Eintreten des septischen Schocks unbekannt waren,  dahinter standen; oder auch, dass parallele Erkrankungen unbeachtet blieben, was dann schwerere Verläufe erklären könnte.  Unser MHH Team gab dies an das PICU Team weiter, und es wird dort Teil der Mortality & Morbidity Conferences (ein Teil von geübtem  Qualitätsmanagement), in denen man sich systematisch mit den Ursachen von Todesfällen befasst.

Gerade Kinder erleiden immer wieder schwere Verkehrsunfälle. Das sind die dritthäufigsten PICU-Fälle. Alle drei Kinder auf den Fotos erlitten  schwerste Kopfverletzungen.

Ein kleiner Patient mit einer großen Autoimmunerkrankung; im Foto die Plasmaphoresebehandlung. Ein typischer Fall für die regelmäßigen Videokonferenzen zwischen den PICU‘s im THK und der MHH.

 

Rund um das Qualitätsmanagement….

 

Der Entwicklungsprozess der THK-PICU ist noch nicht zu Ende: Das einmal Erreichte muss gehalten werden, Neues muss hinzukommen. Auch über unsere dafür verfolgten strategischen Überlegungen berichten wir immer wieder in den Newslettern, damit Sie, unsere großzügigen Förderer, wissen, wohin die Reise gehen soll.

  

Dass der THK-PICU-Erfolg von der Qualität beider Teams abhängt, hier in Hannover und dort in Galle, versteht sich. „It‘s all about People!“  Da geht es um den Spirit (für diese Entwicklung muss man brennen), Auswahl geeigneter Talente, Qualifizierung und Kompetenzentwicklung/–erhalt und auch Binden der Besten über Zeit.

 

Aber auch die Strukturen müssen stimmen: Form schafft Inhalt!“  Die Räumlichkeiten müssen stimmen, ebenso die Medizintechnik; die Verbrauchsmittel müssen vorhanden sein. Die geeigneten Prozesse müssen gefunden, eingeführt, über der Zeit modifiziert und gesichert werden.

Und um daraus Ergebnisse zu bekommen braucht es neben anderem spezifischem Verhalten das Qualitätsmanagement.

 

Die Struktur des in der THK-PICU gewollten Qualitätsmanagements entspricht dem Weltstandard – ob dann alles so wie theoretisch bekannt realisiert wird, steht auf einem anderen Blatt. Aber das ist uns auch in Deutschland wohlbekannt.

 

 

 Zeigen wir ein paar Bausteine:

Unsere PICU gewann den THK QM-Award 2019 als  beste Intensivstation des Großkrankenhauses THK, Teaching Hospital Karapitiya.. Wie man sieht – das war nicht irgendein Ereignis...Das PICU Team sammelt QM Preise: Schon 2016 begann es mit dem National Award für die beste Handhygiene.

 

Intelligentes QM arbeitet stets präventiv und fehler-analytisch. Zu ersterem zählen auch solch einfache Dinge wie verschiedenfarbige Eimer für die jeweils spezifische Art eines Desinfektionsmittels; aber auch die kontinuierliche Weiterbildung lokaler Ärzte und Ambulanzzentren. Zum zweiten – etwa das Führen von Statistiken zu besonderen Fehlerereignissen. Beispiel: Entzündungshäufigkeit nach dem Anlegen einer zentralen Versorgung, mit anschließender Vereinbarung von Regeln zur Vermeidung. Hierzu gehören ebenfalls die besagten Morbidity & Mortality Conferences.

 

QM Initiativen ergreift PICU inzwischen ebenso bezogen auf das ganzheitliche Niveau der Einheit: Sie haben sich vorgenommen, große Anstrengungen zu machen,  um einerseits  ihren schon erreichten Status einer Unit of Excellence für ärztliche Weiterbildung verschiedenster ärztlicher und  pflegerischer Berufe zu erhalten und auszubauen, mit der Perspektive, das beste Paediatric Intensive Care Training Center  in Sri Lanka zu werden.

 

 

Rund um Kompetenzentwicklung….

 

In der THK-PICU in Galle

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Neue Technologie erklären; hier: HFO, Hochfrequenz-Oszillations-beatmung,

Dr. Michael Sasse,MHH.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bedsite-Teaching: Neue Fertigkeiten sehen und nachmachen.

Dr. Jack,MHH

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das PICU Team arbeitet selbständig unter Supervision. Hier: „ECMO“ (künstliche Lunge) Einsatz

 

 

In der MHH-PICU in Hannover

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Learning by Doing/Bedsite Teaching von 2 Ärzten und

2 Schwestern für

> 4 Wochen und von

3 Cardio-Techniker

für 2 Wochen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Besuch der

Charité-PICU und Sightseeing: die 7 Trainees in Berlin 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Netzwerke bilden.

 

Von diesen drei Cardio-Technikern hängt es ab, ob die am Herzen ope-rierten Kinder es schaffen…

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Schulung braucht Räumlichkeiten vor Ort: Unser neuer  Lecture Room im THK, Galle

 

 

 

Kompetenzentwicklung für Kinderärzte. PICU ist zertifiziertes Weiterbildungsinstitut.

Dr. Deshapriya und Dr. Pradeep verabschieden einen Trainee

 

Welche Unterstützung braucht die THK-PICU weiterhin von uns ?

 

…in der THK-PICU in Galle das erreichte Niveau halten, sichern und schrittweise weiter an internationale Standards anpassen.

 

Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen, die wir (mit-) finanzieren müssen

 

Im Newsletter des ersten Halbjahres 2019 hatten wir ausführlich berichtet, was in der THK-PICU geschieht und weiterhin geschehen muss. Heute haben wir die gerade stattgefundene Hospitation von 7 Trainees beschrieben, unter ihnen 3 Schlüsselpersonen, von deren Kompetenz das Überleben nach Herzoperationen abhängt. Ähnliches wird auch in 2020 auf uns zukommen.

 

Da das MHH nicht alles übernehmen kann, muss das personelle Spektrum erweitert werden. Wir haben inzwischen den Senior der PICU des Universitätskrankenhauses Mainz als Verstärkung hinzugewonnen.

 

Am 17.01.2020 fährt das medizinische Team zum Rollout-Workshop „Think Critically“ nach Colombo, um mit allen dortigen Beteiligten und Betroffenen den weiteren Fortgang zu beschließen.

Damit ist klar…es wird bereits am Rollout gearbeitet.

 

Aus- und Weiterbildungsaufenthalte in Deutschland und Sri Lanka werden gewiss hinzukommen.

 

Sichern des Erhalt von Gebäuden und Einrichtungen und Steuerung des weiteren Ausbaus.

 

Ziel bleibt: Das müssen die Verwaltungen vor Ort so schnell als möglich selbständig übernehmen.

 

Sichern der Verfügbarkeit  von Verbrauchs- und Gebrauchsprodukten, die unabdingbar für PIC-Exzellenz erforderlich sind, aber nicht, noch nicht oder nicht in genügendem Maße lokal beschafft werden können. 

 

Typisches Beispiel: Qualitativ hochwertige Hygiene-, insbesondere Desinfektionsmittel.

 

Ziel wie vorstehend: Autonomes Handeln.

 

Unterstützung beim Aufbau noch nicht vorhandener Medizintechnologie

 

Jüngste Beispiele: Bildgebende mobile Geräte, Intraossäre Bohrer.

Ziel: Wie vorstehend, schnellstmögliches autonomes Planen, Beschaffen und Einsetzen.

 

 

 

PICU braucht weiterhin Unterstützung!

 

Förderverein PICU

IBAN: DE65 2505 0180 0910 0380 90, BIC-/SWIFT-Code: SPKHDE2HXXX,

Betreff „Sri Lanka“. Selbstverständlich gegen Spendenbescheinigung

 

 

 

 

Impressum: PICU Förderverein,
Geschäftsführung:
Prof. Wolf Dieter Gogoll I Tel. +49.5131.53538
Hartmuth Schulz I Tel. +49.511.5179571

E-Mail: w.d.g@t-online.de bzw. hartmuth.schulz@t-online.de
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