Projekt-Story Teil 2

 

 

Oktober 2014

 

Das Team im Karapitiya Teaching Hospital in Galle


Die Leiterin Dr. Upeksha Liyanage, der Facharzt für Kinderintensivmedizin Dr. Manjula Hewageegana, Lion Nissanka Epaliyana als lokaler Projekt-Manager. Insgesamt 7 Ärzte, 3 Assistenzärzte, 24 Schwestern und 6 Helfer.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Dr. Upeksa Liyanage, Lion Nissanka Epaliyana, Karl-Heinz Ross und Dr. Udara Sampath (v.r.)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Dr. Manjula Hewageegana, Dr. Lakmal Igalagamagre im Gespräch mit Schwester Muditha

Resümee des Aufenthalts:

 

Die diversen Trainings in Hannover und Galle zeigen Wirkung. Die Anwesenheit von Dr. Manjula trägt ganz wesentlich dazu bei, dass die Lernkurven nach den Trainings viel länger stabil bleiben. Die Qualität des Teams hat ein gutes Niveau „…ja, sagt Dr. Jack, es passieren Fehler, die man besser nicht hätte; aber das passiert uns auch… und wir sollten weiter die Trainings an beiden Orten beibehalten…“ Dr. Udara managt die wöchentliche Skype-Konferenz und sagt „…seit wir das machen, haben wir Problemfälle lösen können, die wir bisher nicht unter Kontrolle hatten…“

 

Was fehlt? Zwar werden in Sri Lanka jährlich 2.000 Schwestern ausgebildet, von denen  die  Hälfte im besser bezahlenden Nahen Osten verschwindet. Und um die Verbleibenden rangeln sich viele – eben auch die PICU, sodass die betriebsbereite Intermediate Care Station im Obergeschoss nur teilweise in Betrieb ist.

 

Die wichtigen Erfolge kommen mehr und mehr aus der Umsetzung in den Alltagsbetrieb: Dr. Manjula erstellte aus den vielen Lehrsequenzen des MHH Teams praktische Handlungsanweisungen, z.B. für die Pflege und auch das Monitoring am zentralen Katheter. Die Schwestern haben aus den immer wieder bearbeiteten und rückgemeldeten Hygienemängeln offenbar gelernt: Sie haben nun einen Reinigungsplan erarbeitet, der detailliert festlegt, was - von wem – wann - mit welchen Maßnahmen auszuführen ist. Und – er wird auch befolgt!

 

Was während des Aufenthalts bearbeitet werden konnte ….

 

Im medizinischen Feld ging es um ein Auffangen der Lernkurve rund um alle bisher vermittelten Inhalte; mit den Schwerpunkten Hygiene und Reanimation. Deutliche (!) Verbesserungen fanden sich bei Hygiene:

Es sind ausreichend Desinfektionsmittelspender vorhanden, die – so Hannah Tönsfeuerborn – …“auch genutzt werden, und zwar richtig“.... Für das Mittel selbst sorgt der PICU Förderverein und der LC Hikkaduwa – Standardprodukte des Krankenhauses sind nicht geeignet.

Es gibt Poster, die auf die WHO-Standards verweisen.

Dr. Manjula führt regelmäßige Hygiene-Trainings für alle Mitarbeiter durch.

Nicht zu vergessen – das MHH-Team nahm wieder ein breites Spektrum von Verbrauchsmaterialien und Medikamenten mit nach Sri Lanka.

Leider erreichte der neuerliche große 40‘ Container mit Ausrüstungsgegenständen, medizinischen Gerätschaften und Verbrauchsmaterialien die PICU erst, nachdem das Team wieder abgereist war (mehr dazu weiter unten).

 

Die sog. „extrafunktionalen“ Themen waren und werden zunehmend wichtiger:

Genauigkeit, Nachhaltigkeit, überlappendes Arbeiten, Speed, Management der kleinen Dinge, wie Klein-Reparaturen, vorbeugende Wartung, rechtzeitiges Einschaltungen der Handwerker für notwendige Reparaturen, Einflussnehmen auf die Entscheidungsträger (Krankenhausleitung, Gesundheitspolitik, lokales Fundraising und Charity).

 

Das Team war konfrontiert mit den Auswirkungen eines planwirtschaftlich organisierten Gesundheitssystems, mit vergleichsweise geringerer Eigeninitiative, strikter Fokussierung auf das enge eigene Aufgabengebiet und einer starren Hierarchie, in der überwiegend auf gleichen Ebenen kommuniziert und entschieden wird.

 

Dr. Jack „…diesmal mussten wir uns deutlich mehr um die Gestaltung des Bedingungsrahmens für erfolgreiche pädiatrische Intensivmedizin kümmern, damit sie überhaupt zum Tragen kommen kann…

 

Das ging beispielsweise soweit, dass selbst die Initiative ergriffen wurde, die ungeheuren Wassermassen bei Monsunregenfällen in einen vorhandenen, aber ungenutzten Graben umzuleiten, um das schon zur Gewohnheit gewordene Überschwemmen der PICU ein für alle Mal abzustellen. Ähnlich – die Sicherstellung der nachhaltigen Betriebsfähigkeit des Aufzugs, der immer wieder durch Regeneinschlag ausfiel. Oder – dass Dr. Jack und Schwester Hannah den für die Hospitäler verantwortlichen Generaldirektor in Colombo besuchten, um die Zuweisung einer größeren Gruppe von neuen Schwestern sicherzustellen – übrigens mit Erfolg!

 

Bei Ausrüstungen mussten, nachdem die Medizintechnologie weitgehend stand, die PICU-interne Logistik, die Ordnung und Unterbringung von Ge- und Verbrauchsmaterialien und die Maßnahmen der vorbeugenden Instandhaltung angegangen werden. Trotz der von uns vorgegeben Vorschriften  für den Umbau, war es versäumt worden, Nassräume mit wirksamen Entlüftungen zu versehen. Was Wunder, dass sich Schimmelprobleme einstellten.

 

Der PICU Förderverein hatte dem Team genügend finanziellen Spielraum eingeräumt, sodass diverse Ausrüstungsgegenstände vor Ort oder übers Internet gekauft werden konnten: Die teilweise auf den Fotos zu sehen sind: Waschmaschine und Wäschetrockner, Regale, niedrige Schränke mit verschließbaren Schubfächern, Ersatzkabel für die Monitore, ein Laptop für verbessertes Skypen.

 

 

Hier noch ein paar Fotos aus dem Einsatzalltag des MHH Teams…

 

Regale aus Alu wurden angefertigt, verschließbare Medikamentenschränke gekauft, ein Laptop für eine Verbesserung des Skypens am Jour Fix.

 

 

Reanimationsunterricht und Lectures vor Schwestern und Ärzten, nicht nur aus der PICU

Dezember 2014

 

Schwersterkranktes Kind aus Jaffna gerettet

 

Jaffna liegt an der äußersten Nordspitze Sri Lankas, im ehemaligen Bürgerkriegsgebiet. Die besorgten Eltern, unterstützt von den dortigen Krankenhausärzten, setzten ihre letzte Hoffnung auf die führende Kinderklinik Sri Lankas in Colombo. Dort musst man passen und empfahl, die neue PICU in Galle einzuschalten, was im Übrigen schon mehrfach bei besonders kniffligen Fällen der Fall gewesen war.  Und Dr. Manjula und sein Team schafften es das Kind zu retten. Nun ging es darum, die Nachsorge zu sichern. Die Ärzte in Jaffna wollten das in ihrer Intensivstation für Erwachsene fortsetzen. Transport über Land? Mehr als 800 km – unmöglich. Also schaltete sich das Gesundheitsministerium ein, und es wurde eine Militärmaschine gechartert. Begleitet von einem kleinen PICU Team, unter fortdauernder künstlicher Beatmung wurde die kleine Patientin nach Jaffna geflogen, wo sie heil ankam und wieder munter ist.

 

Dies war der erste Patiententransport in Sri Lanka, der unter künstlicher Beatmung durchgeführt wurde. Das PICU Team konnte zu Recht stolz auf seine Leistung sein. Und für uns Unterstützer ein weiteres Beispiel, dass sich Beharrlichkeit letztendlich auszahlt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

In der srilankischen Presse wurde ausführlich über den Fall berichtet.

Januar 2015

 

Das politische Umfeld hat sich fundamental gewandelt: Der bisherige Staatspräsident, Mahinda Rajapaksa, wurde in einer demokratisch verlaufenen Wahl abgewählt. Der bisherige Gesundheitsminister, Maithripala Sirisena, der unser Projekt bestens kennt und es zum Leuchtturm für das gesamte Land machen möchte, wurde am 8.1.2015 sein Nachfolger. Wir hoffen, dass das unserer Arbeit weiter voran hilft. Stabilität kommt dadurch, dass Dr. Palitha Mahipala weiter oberster Chef der Krankenhäuser bleibt – ebenfalls unser „Freund“. Sirisena strebt eine strategische Neuorientierung des Landes an, weg von der überbordenden Nähe zu China, hin zum Westen und besonders zu Europa. Für die Gesundheitspolitik will er die Gesundheitsausgaben von 1,8% auf 3%  des BIP erhöhen und die fachärztlichen Ambulatorien der Krankenhäuser ausbauen. Alles das dürfte helfen, die Autonomie der PICU voran zu bringen.

Ein neuer Gesundheitsminister wurde berufen: Hon. Dr. Rajitha Senaratne, nun, wie es amtlich heißt – Minister of Health & Indigenous Medicine. Von seiner Ausbildung her Kiefer-Chirurg und mit jahrzehntelanger Erfahrung als Politiker in hohen Ämtern. Seine Frau, ebenfalls Kiefer-Chirurg, war lange Zeit Medizinische Direktorin des größten Kinderkrankenhauses des Landes, dem Lady Ridgeway Hospital in Colombo; was für das PICU Projekt sicher auch nicht schädlich ist…zumal die Gründerin des PICU Projekts, Dr. Punchihewa, heute dort tätig ist. 

 

 

 

Januar 2015

 

Seit 1. Januar hat PICU ein neues Logo. Es zeigt einen verletzten Delphin vor den Mauern von Fort Galle, einen EKG-Verlauf und PICU als Teil des Teaching Hospitals Karapitiya THK

 

Gut für uns – der uns wohlbekannte und unterstützende Director General for Hospital Services, Dr. Palitha G. Mahipala, ist im Amt geblieben, und wir stehen in regel-mäßigem Kontakt mit ihm.

 

 

1. Februar 2015

 

Dr. Upeksha Liyanage wechselt  in das Out Patient Department des THK. Neuer Leiter der PICU ist nun Dr. Manjula Hewageegana

 

Dr. Upeksha war von Anfang an dabei. Nachdem die eigentliche Initiatorin der PICU, Dr. Punchihewa, sehr schnell ins größte Kinderkrankenhaus des Landes, dem Lady Ridgeway Hospital, versetzt wurde, übernahm die Kinderärztin die Aufbauarbeit der Einheit. Mit großem Erfolg! Sie durchlief  Weiterbildungsmaßnahmen in pädiatrischer Intensivmedizin an der Medizinischen Hochschule und vor Ort und – was nicht hoch genug gewertet werden kann: Sie war die längste Zeit des Aufbaus von zunächst zwei Intensivbetten auf jetzt sieben, die einzige Ansprechpartnerin rund um die Uhr. Während ihrer Zeit wuchs das PICU Team auf 40 Personen – 10 Ärzte und Assistenzärzte, 24 Schwestern und 6 Helfer. Und Upeksha musste täglich dafür kämpfen, dass die PICU im THK akzeptiert wurde; denn Intensivmedizin war für das große Krankenhaus eine neue Zunft, die eigentlich nur Probleme bereitete – nicht zuletzt für das stets nicht ausreichende Budget des THK. Nun wurde sie Leiterin des sog. Out Patient Departments (Fachärztliche Ambulanz) des Karapitiya Hospitals. Im ganzen Lande OPD’s  einzurichten ist eine der politischen Vorgaben des neuen Präsidenten an das Ministerium für Gesundheit. Keine schlechte Wahl mit Upeksha!

Dr. Upeksha Liyanage. Während ihrer Zeit als Leiterin der PIC konnten mehr als 800 kleine Patienten aufgenommen und die meisten von ihnen gerettet werden. Sie war uns eine wunderbare Partnerin und sie ist – das können wir heute sagen – schließlich auch unsere Freundin geworden.

 

„Liebe Upeksha, für Deine Zeit in der Leitung des Out Patient Departments des THK wünschen wir Dir alles Gute. Und wir sind sicher – auch dort wird es schnell voran gehen!“

Ab 1. Februar 2015 hat Dr. Manjula Hewageegana die Leitung übernommen. Zur Erinnerung – er begann seine Tätigkeit vor nunmehr 2 Jahren in der PICU als der erste Facharzt für Kinderintensivmedizin in der PICU überhaupt, was der Einheit einen bemerkenswerten Schub brachte. Dr. Manjula hatte seine FA Ausbildung in Australien erhalten und arbeitete dort für mehrere Jahre, bevor er in seine Heimat zurückkehrte. Für das MHH Team eine große Erleichterung. Er übernahm schon bald fachliche Steuerungsaufgaben vor Ort, etwa eine morgendliche Arbeit mit Schwestern und Helfern zur Hygiene. 

 

Es ist davon auszugehen, dass nunmehr ein wesentlicher Entwicklungsschritt des PICU Projekts Wirklichkeit werden kann: Das MHH Team und wir, die Unterstützer, können nun die Ziele der PICU mit benötigter Substanz, fachlich wie finanziell, unterstützen. Führung kann nun zunehmend von Galle aus erfolgen.

 

„Lieber Manjula , viel Erfolg in Deiner neuen Rolle. Und alles Gute für PICU’s Zukunft. Wir werden Dich bei der Weiterentwicklung der PICU auch weiterhin unterstützen!“

 

 

Weitere, strategisch bedeutsame Maßnahmen

 

Das THK schloss Serviceverträge für die beiden wichtigsten Beatmungsgeräte ab. Ein weiteres Beatmungsgerät konnte beschafft und in Betrieb genommen werden, ebenso zwei Multipara-Monitore zur Überwachung der Interventionen. Zwei Geräte zur sog. High-Flow-Nasal-Cannula HFNC Therapie wurden gespendet, womit ein Verfahren Anwendung findet, das den Einsatz von  klassischen Beatmungsgeräten reduzieren kann. Als Schlüssel-Geräte einer modernen Intensivstation fehlt noch der Ausbau mit bildgebenden Verfahren – ein modernes, mobiles Sonografiegerät und ein mobiles Röntgengerät  – und es fehlt noch ein „intraossärer“ Bohrer, für Interventionen in den dünnen Knochen der kleinen Patienten. Alle drei suchen noch Sponsoren.

 

 

30. März 2015

 

Die Station war bisher schon Weiterbildungszentrum für Kinderärzte hinsichtlich Intensivmedizin und Ausbildungsplatz für junge Mediziner nach Universitätsabschluss. Am 30.3.2015 fand die erste sog. Mortality & Morbidity Conference vor mehr als 50  niedergelassenen Kinderärzten, Kranken-hausärzten und Schwestern statt. Dr. Manjulas Intention war es, die Einweisungsbedingungen darzustellen und eingetretene Todesfälle mit den Fachkollegen zu besprechen, um daraus Vermeidungsregeln für die Zukunft zu entwickeln. Neben der Vorstellung der Aufnahmeregeln wurden sechs eingetretene Todesfälle gemeinsam analysiert, um mögliche Fehler für die Zukunft ausschalten und neue Standards bezüglich der Einweisung und Behandlung festzulegen. Selbst in westlichen Staaten sind M&M Konferenzen durchaus nicht die Regel.

 

 

Ausgewählte PICU Ergebnisse des ersten Quartals 2015

 

Insgesamt wurden 75 Patienten aufgenommen (87% Kapazitätsauslastung), 69 konnten erfolgreich behandelt werden. Das Alter der Kinder schwankte zwischen < 1 Monat bis >12 Jahren; die Gruppen der 1 bi 4 jährigen und der 5 – 12 jährigen Kinder überwogen. Patienten aus der Southern Province (Galle, Matara, Hambantota) überwogen; bemerkenswert – 4 Schwerstfälle wurden aus Colombo, dem größten Kinderkrankenhaus des Landes eingewiesen. Bestätigt fand sich aus den Einweisungsgründen die von der Gesundheitspolitik ins Zentrum gerückte Notwendigkeit zur besseren Behandlung schwerer und schwerster Nierenerkrankungen (15 Fälle). Postoperative Interventionen lagen gleichauf (15 Fälle), gefolgt von Atemwegserkrankungen (13 Fälle). Wobei letztlich die Behandlung der Beatmungsprobleme alle anderen Interventionen überwog. Mehr als die Hälfte aller eigelieferten Patienten waren akute Notfälle, die ohne Intensivbehandlung in kürzester Zeit  zum Tode geführt hätten. Wie notwendig die Inbetriebnahme der IMC im Obergeschoss ist, zeigt sich z.B. darin, dass in einem Fall ein Aufenthalt von 436 Tagen auf der Intensivstation erforderlich war und der durchschnittliche Aufenthalt in der Intensivstation immerhin noch mehr als 7 Tage dauerte.

 

 

Mai 2015

 

Zweiter Facharzt für pädiatrische Intensivmedizin

 

Die Kooperation mit dem Medizinerteam der MHH gewinnt zunehmend an Augenhöhe. Verständlich – denn nun arbeiten in der PICU zwei ausgebildete, zertifizierte pädiatrische Intensivmediziner, Dr. Manjula Hewageegana, als Chef, und Dr. Pradeep Gamage. Beide machten ihren Facharzt in Australien, arbeiteten dort einige Jahre – bevor sie in ihre Heimat zurückkehrten. Mit dieser Rekrutierung hat der Director General for Hospital Services, Dr. Palitha Mathripala, von Beginn des PICU Projekts unser wichtiger Verbündeter, einen gar nicht hoch genug einzuschätzenden Erfolgsfaktor – Kompetenz – realisiert, der nicht nur gegenüber den hannoverschen Kollegen – sondern besonders gegenüber der Krankenhausleitung und der Medizinbürokratie im Lande Früchte trägt. Und zwar gerade in der schrittweisen Verbesserung der partiell ärmlichen Ausstattung mit wirksamen operativen Verbrauchs- und Gebrauchs-gegenständen.

 

 

 

 

 

Die neue Fachkompetenz:

 

Pädiatrischer Intensivmediziner Dr. Pradeep Gamage

 

CVVH-Gerät zur Blutwäsche

 

In einer seiner Eröffnungsansprachen sagte der neue Präsident, Maithripala Sirisena, er wolle, dass sich die Medizinpolitik des Landes auf die Bekämpfung der überdurchschnittlich vielen Nierenerkrankungen schwerster Art bei Kindern konzentriere. Passend dazu erhielt PICU eine Spende: Ein sog. CVVH-Gerät zur Blutwäsche, “Continuous Veno-Venous Hemofiltration”. Mit dem Gerät kann Blutwäsche direkt von der Bettkante aus kontinuierlich arbeiten. Wie man sieht – wir liegen mit der PICU-Ausrüstung genau in der nationalen Strategie. Damit steht auch ein weiteres Trainingsthema für den nächsten Besuch des MHH-Teams fest.

Juni 2015

 

Container mit Spenden eingetroffen.

 

Im Juni überreichte der deutsche Botschafter in Colombo, Dr. Jürgen Morhard, in Anwesenheit zahlreicher Mitglieder des Lions Clubs Hikkaduwa, dem THK und der PICU durch uns gesammelte medizinische Geräte und Verbrauchsmaterialien.

 

Einen Eindruck, was da so alles zusammenkam - hier ein Auszug aus der Packliste des Containers. Gespendete medizinische Geräte:

Ein gebrauchtes, mobiles Sonografie-Gerät für die Gynäkologie, Narkosegerät “Fluotec”, heizbarer kleiner Metallschrank, Toilettenstuhl,  6 Säuglingsbetten mit Fahrgestell, 4 Krabbelbetten, Wärmelampe, Wärmebetten, dezentrale Bettenaufbereitungen mit Systemwagen, 55 Matratzen für Kinderbetten, Transportwagen mit Körben….

Gespendete medizinische Gebrauchs-und Verbrauchsmaterialien:

Spritzen, Transfusionssysteme, Infusionssysteme, Rollenpflaster, sterile Pflaster, Mullbinden/ Mundpflegezubehör, sterile Instrumente, Untersuchungshandschuhe, Bettbezüge, Kissenbezüge, Baby Wäsche.

 

Nicht alles passte für den PICU-Bedarf; umso dankbarer waren die beiden großen Kinderabteilungen des Hospitals, denen es quasi an allem fehlt.

 

Der deutsche Botschafter in Colombo, Dr. Jürgen Morhard, übergibt zur großen Freude des THK und seiner PICU die Spenden aus Hannover

Juli 2015

 

Erfolgreiche Bekämpfung einer Grippewelle

 

Sri Lanka wurde im Juli von einer heftigen Influenza vom gefährlichen Viren-Typ H1N1 heimgesucht. Besonders Kinder waren betroffen. Mehr als 60% entwickelten schwerste Lungenentzündungen. Alle sieben mit Beatmungsgeräten ausgestatteten Betten waren ständig belegt. Immer wieder kam es vor, dass Eltern viel zu spät mit ihren erkrankten Kindern in die Notaufnahme kamen. Dr. Udara berichtet, dass dennoch die meisten Kinder gerettet werden können. Ohne PICU wäre dies vor wenigen Jahren nicht möglich gewesen.

Die gute Nachricht: Seit kurzem ist auch das Grippemittel Tamiflu in der PICU verfügbar.

Übrigens hatte Dr. Udara und seine Kollegin Dr. Sulari die Grippe ebenfalls erwischt; zusammen mit drei Ärztinnen in Mutterschaftsurlaub war die Personalnot groß. Die verbleibenden fünf Ärzte mussten 7 Tage pro Woche, rund um die Uhr verfügbar sein.

Kompetenzen entwickeln: Der wöchentliche Jour-Fix.

Zwischen den Trainingsaufenthalten des MHH Teams in Sri Lanka und der Sri Lankischen Ärzte und Schwestern in der MHH liegt die Hauptlast auf dem wöchentlichen Jour-Fix, donnerstags um 10:30 Uhr MEZ. Generell werden dann die Fälle der PICU besprochen.

Im Juli ging es mehrfach um weitere Behandlungsstrategien für die Influenza-Bekämpfung: Bakterielle Super-Infektionen erzwangen maschinelle Beatmungen, etwas, das das PICU Team inzwischen gut beherrscht. Aber immer wieder geht auch einmal etwas schief: Weil nicht rechtzeitig eingeliefert, verstarb ein kleiner Patient. PICU Kapazität komplett ausgelastet. Skyping Partner diesmal Oberarzt Dr.Thomas Jack und Dr. Udara Sampath.

 

Weitergabe der PICU Erfahrungen an Sri Lankas Kinderärzte.

 

Dr. Manjula Hewageegana schult regelmäßig erfahrene Kinderärzte, mit dem Ziel, deren Kenntnisse über das, was intensivmedizinisch möglich ist, zu verbessern. So soll sichergestellt werden, dass es weniger häufig zu Einweisungen kommt, bei denen leider nichts mehr möglich ist.

Wie schon unter Dr. Upeksha Liyanage, seiner Vorgängerin eingeführt, gibt es weiterhin Praktika in der PICU, für Kinderärzte und junge, noch in Ausbildung befindliche Ärzte.

 

 

Oktober 2015

 

"The Eagle has landed" schrieb am 18.10.  das PICU Team aus Galle. Das mobile Sonografiegerät war endlich angekommen. 200 kg luftfrachtsicher verpackt. Auspacken, mit der Handhabung vertraut machen, Training des Einsatzes. Nun ist die junge PICU schon so erwachsen geworden, dass es Zeit ist für den nächsten großen Schritt: Als landesweit erste Intensivstation, konnte es der PICU ermöglicht werden, bildgebende Diagnostik direkt auf der Station, "bed-side", durchzuführen. Dafür hatte der Förderverein, dank Ihrer Spenden, mit dem LOGIQ P6 von General Electric ein hochmodernes mobiles Ultraschallgerät beschaffen können. Mit ihm kann auch die Herzfunktion beurteilt werden. So wird nun die Versorgung der schwerkranken Kinder in Sri Lanka eine neuerliche, große Verbesserung erfahren und der Weg hin zu einer Versorgung, vergleichbar mit dem einer deutschen Kinderintensivstation, ist weiter vorgezeichnet.

Konfiguration durch General Electric           Auf Herz und Nieren in der MHH getestet                                                        

Am liebsten hätte man LOGIQ P6 behalten            Fertig zum Versand - 193 kg 

 

 

Nachdem es eine Mitarbeiterin von GE bestimmungsgerecht konfiguriert hatte und OA Dr. Thomas Jack, es auf Herz und Nieren getestet hatte, waren alle von der Qualität beeindruckt. Das Gerät wurde, um keinen Einsatztag zu verlieren, per Luftfracht, nach Colombo versandt.

Klar was jetzt Priorität für das MHH Team hat: Training der Ärzte und Schwestern in Sri Lanka. Im angelsächsischen System ausgebildete Kinderärzte haben das Arbeiten mit bildgebenden Verfahren nur rudimentär erlernt, weil dort solche Verfahren, arbeitsteilig, in der Radiologie vorgehalten werden. Das steuernde deutsche MHH Team beruft sich auf eine nachgewiesene höhere Effektivität des Einsatzes der bildgebenden Verfahren direkt vor Ort, durch die behandelnden Kinderintensivmediziner. Hier im Lande eine Selbstverständlichkeit.

 

Ein Abenteuer besonderer Art besteht darin, ein hochwertiges Geschenk, wie LOGIQ P6 ohne Importgebühren ins Land zu bekommen. Dr. Palitha C. Mahipala, Generaldirektor für alle Krankenhausdienste des Landes, PICU Freund seit langem, konnte endlich, nach zwei Monaten, sicherstellen, dass die lokalen rigiden Einfuhrrestriktionen für das Leuchtturmprojekt PICU im Falle des mobilen Sonografiegerätes nicht greifen sollten. Wir mussten keinen Einfuhrzoll bezahlen und waren auch von der lokalen Einfuhrmehrwertsteuer befreit – keine Selbstverständlichkeit.

 

 

 

Dezember 2015

 

Kid’s Day: Das PICU Team lädt ehemalige Patienten und deren Eltern ein

 

Rechtzeitig vor Weihnachten, Weihnachten wird auch im buddhistisch geprägten Sri Lanka gefeiert, hatte das PICU Team die im Jahre 2015 geretteten Kinder und ihre Eltern zum sog. KID'S Day eingeladen - eine feierliche, aber auch zugleich fröhliche Veranstaltung, getragen von der großen Dank-barkeit der Betroffenen. Diese Dankbarkeit fällt gerade und besonders auch auf alle Unterstützer und Freunde zurück. Bleiben Sie diesem außergewöhnlichen Projekt bitte auch in 2016 verbunden!

 

 

 

 

Januar 2016

 

Arbeit an der Entwicklung der Hygiene-Qualität

 

Die vergangenen Monate waren bestimmt durch die Definition eines am Benchmark orientierten PICU-Hygiene-Standards und der dafür erforderlichen Mittel. Zunächst galt es dem PICU Team zu verdeutlichen, dass für Böden, Flächen und thermolabile und –stabile Instrumente, wie z.B. Beatmungsschläuche unterschiedliche Desinfektionsmittel erforderlich sind, und dass deren Nutzung ebenfalls standardisiert werden muss. Welche Menge, für welche Fläche, wie oft….?

Beides nicht ganz trivial, vor allem deshalb, weil das PICU Team bereits lokale Preise für gute Hygiene abgeräumt hatte. Warum müssen wir dies machen? Wir sind doch schon so gut!  So gewann die Einheit den Preis für die beste Hand-Hygiene  des Teaching Hospitals Karapitiya (das freute das MHH Team besonders, weil die PICU nämlich auf deren Empfehlung hin Sterillium einsetzte, als Ersatz für wenig wirksame lokale Mittel) und der Generaldirektor für Hospitaldienste des Landes, Dr. Mahipala, überreichte PICU den sog. „A-plus Unit Award“ für nachhaltiges Hygiene-Management.  Noch sind  die vorgesehenen Desinfektionsmittel im Lande nicht verfügbar.

 

Genau aus diesen Gründen finanzierte der PICU-Förderverein, den jährlichen Bedarf von Hygiene-Produkten – für Fußbodenreinigung, für Flächenreinigung und für Reinigung von Geräten, Beatmungsschläuchen, etc.

 

 

 

 

 

 

 

Und Schwester Nilanthi, uns aus ihrem Trainingseinsatz in der MHH bestens bekannt, erhält einen internen Preis für Teamwork rund ums Hygiene-Mgmt. 

Und hinsichtlich der Verbesserung von Wissen und Können reiste der erfahrene Hygienetechniker Karl-Heinz Roß, ehemals 35 Jahre in gleichem Aufgabenfeld in der MHH-PICU tätig, unterstützt durch die German Expert Services Organisation, für 4 Wochen nach Galle.

Wie nicht anders erwartet – auch an Grundlagen musste gearbeitet werden: Das übliche Scheuertuch-Wassereimer-Konzept wurde durch ein Wisch-Mopp-Konzept ersetzt; verbunden mit entsprechenden Trainingseinheiten. Das Arbeiten mit spezifischen Reinigungsmitteln je nach Einsatzgebiet – unbekannt! Also Grundlagenarbeit bis hin zur Einführung von farblich unterschiedlichen Gefäßen. Auch das Thema „Handhygiene in Intensivstationen“ musste noch einmal ins Trainingsprogramm aufgenommen werden – trotz des lokalen Preises für beste Handhygiene. Die Qualität steriler Hände lässt sich recht gut in einem sog. Schwarzlichtkasten zeigen. Nicht ausreichend entfernte Keime zeigen sich darin fluoreszierend. Roß half dem PICU-Team mit vorhandenen Mitteln einen derartigen Kasten herzustellen und anzuwenden.Roß half dem PICU-Team mit vorhandenen Mitteln einen derartigen Kasten herzustellen und anzuwenden.

"Kalle" macht vor, wie mit lokal vorhandenen  Mitteln ein effektiver Schwarzlichtkasten zur Sichtbarmachung von Keimen aussehen kann.

 

 

Februar 2016

 

Mit dem neuen Ultraschallgerät vertraut machen

 

Im Oktober kam das mobile Ultraschallgerät an. "The Eagle has landed" schrieb das PICU Team aus Galle. 200 kg luftfrachtsicher verpackt. Auspacken, mit der Handhabung vertraut machen, Training des Einsatzes.

Und dann konnte das Gerät schnell eingesetzt werden - und zwar für eine große Bandbreite. Dr. Pradeep, einer der beiden Fachärzte für Kinderintensivmedizin (links) und sein Kollege Dr. Jayalath schickten uns das Foto. Hier haben sie beispielsweise mit dem Ultraschallgerät bei einem Kind mit schlechten Venenverhältnissen ein Gefäß für einen Zentralzugang für kreislaufunterstützende Maßnahmen gefunden; manchmal ein schwieriges Unterfangen, besonders wenn die Kinder sehr klein sind. Aber auch die Kardiologen des Karapitiya Hospitals wurden schon zur Einsatzunterstützung gerufen, als es um Echo-Kardiografie bei einem kleinen Patienten ging.

 

 

PICU fehlt weiter Personal. Wie bei uns…

 

Noch keine neuen Nachrichten zum personeller Ausbau – leider, leider nicht wie wir es uns wünschten. Fehlende Schwestern verzögern weiterhin den Ausbau der sog. High Dependency Unit, der Intermediate Care, im Obergeschoss. Jetzt wird als neuer Termin Frühjahr 2017 genannt. Genügend Schwestern sind im gesamten srilankischen Gesundheitssystem der Engpass. Von der deutschen Botschaft erhalten wir den gezeigten Zeitungsausschnitt: Bei Ärzten sieht es nicht viel besser aus; und im Karapitiya Teaching Hospital mussten wegen Ärztemangels vorübergehend 14 von 16 Operationssälen (!) geschlossen werden.

 

 

Mai 2016

 

 

Zwei spektakuläre Hilfsaktionen durch PICU

 

Schwerstverbranntes Kind gerettet und entlassen

                       

4 jähriges Mädchen verschluckt Haarspange! Alles wieder gut.

 

Nicht nur dass Erkrankungen, die auch bei uns immer noch mit einer hohen Sterblichkeit einhergehen, wie z.B. septischer Schock werden mittlerweile immer öfter vor Ort erfolgreich behandelt. Vor kurzem konnte einem 4 jährigem Mädchen geholfen werden, das eine Haarspange verschluckt hatte. Diese   hatte sich in der Speiseröhre festgesetzt und diese schwer verletzt. Die Entzündung breitete sich schnell ins umgehende Gewebe (Mediastinum) aus. Die Atmung wurde beeinträchtigt und es bestand akute Lebensgefahr. Das Kind wurde in ein künstliches Koma versetzt und künstlich beatmet. In einer aufwendigen und hochkritischen Notoperation konnte die Verletzung der Speiseröhre vernäht werden, die Haarspange wurde geborgen. Große Sorge, dass sich das Gewebe entzünden könnte, trotz optimaler Versorgung. Mit schlimmsten Folgen. Hochkritisch die nächsten Tage. Über eine wochenlange Antibiotika-Therapie kam die Entzündung zur Ruhe und das Kind konnte gerettet werden. Vor wenigen Tagen wurde es nach Hause entlassen. Den Eltern kommt es wie ein kleines Wunder vor. Sie sind unendlich dankbar  für das, was das ganze Team leistete. Ein Erfolg der ohne eine optimale Zusammenarbeit von Kinderchirurgen und hochentwickelter Kinderintensivmedizin auf der PICU nicht möglich gewesen wäre."